Die Sammlungen des Stadtmuseums

Medaille, Bronzeguss, 1919, Entwurf von Heinrich Wadere (1865-1950)Medaille, Bronzeguss, 1919, Entwurf von Heinrich Wadere (1865-1950)

Ein Teil der Sammlungen des heutigen Stadtmuseums Weimar geht auf Bestände des 1903 gegründeten städtischen Museums zurück. Nach Profilierung und Umbenennung in "Museum für Vorgeschichte" verkaufte  die Stadt aus finanziellen Erwägungen einen großen Teil der volkskundlichen und kulturgeschichtlichen Objekte. Diesen Verlust konnten auch Rückkäufe von 1939 nicht wettmachen. Im Jahre 1955 erfolgte die Neueröffnung des Stadtmuseums im Bertuchhaus. Bereits zwei Jahre zuvor begann die zielgerichtete Sammlungstätigkeit zur politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Geschichte der Stadt Weimar und ihres Einzugsbereiches. Große Unterstützung erhielt das Museum von Beginn an aus der Weimarer Bürgerschaft, bemerkbar u.a. in der Bildersammlung des Museums. Diese wird geprägt durch eine Vielzahl von Porträts Weimarer Bürger und Werken ehemals in der Stadt ansässiger Künstler. Eine umfangreiche Sammlung von überregionaler Bedeutung bilden die Bestände an ziviler und militärischer Bekleidung mit Zubehör.

Im Hause Friedrich Justin Bertuchs, dem Gründungsort seines Landes-Industrie- Comptoirs (1791) und Geographischen Instituts (1804), ist das Sammeln und Bewahren aller noch erreichbaren Sachzeugen ein notwendiges Anliegen. Das gilt ebenso für Leben und Wirken seiner Nachfolger Ludwig Friedrich von Froriep (1779-1847) und Robert Froriep (1804-1861). Zu den bemerkenswertesten Objekten gehört Bekleidung und modisches Beiwerk des Directoire, Empire und Biedermeier, wie sie bereits in Bertuchs "Journal des Luxus und der Moden" (1786-1827) vorgestellt wurde. Im Bestand des Museums befinden sich weitere Veröffentlichungen des Bertuchschen Verlages: Bände und Einzelkupfer des  "Bilderbuchs für Kinder" (1790-1843) sowie zahlreiche geographische und naturwissenschaftliche Werke, darunter eine fast komplette Ausgabe des "Allgemeinen Teutschen Garten-Magazins" (1804-1826). Eine Auswahl ist in der ständigen Ausstellung des Museums zu sehen. Weitere Objekte werden in zeitlichen Abständen in Form von Sonderausstellungen präsentiert, beispielsweise die Wachsfrüchte-Sammlung aus Bertuchs "Pomologischen Cabinet". 

Das Stadtmuseum besitzt weiterhin eine wertvolle Sammlung historischer Zinnfiguren, die bereits erfolgreich ausgestellt und publiziert wurden. 
Ein wichtiger Schwerpunkt der Sammlungstätigkeit ist die Zeit der Weimarer Republik, besonders die Nationalversammlung 1919. Im Vordergrund steht hier  die sinnvolle Ergänzung der vorhandenen Bestände, bestehend vor allem aus Originalfotos, Archivalien und Bekleidung, wie sie seit 1999 in der ständigen Ausstellung präsent sind. Seit der Wiedereröffnung des Museums im September 2006 konnten bereits neue Objekte erworben werden. Im Hinblick auf die geplante Erweiterung der ständigen Ausstellung wäre die Anschaffung weiterer musealer Sachzeugen jedoch sehr wichtig.

Gesonderte Sammlungsbereiche sind dem Museum übereignete Schenkungen wie beispielsweise:

  • Nachlass der Weimarer Fotografen Louis Held und Ella Beyer-Held
  • Nachlass des Malers Gustav Hermann Hamann
  • Nachlass des Verlegers Hermann Böhlau
  • Nachlass des ehemaligen Landrats und Weimarer Bürgers Dr. G.H.Dreykorn.

Die Sammlung wird laufend durch Schenkungen und gezielte Ankäufe erweitert.

Autorin:
Dipl.-Museologin Marina Reichardt