Archiv der Seite Kinder, Jugendliche, Familie

Aus den Sammlungen des Stadtmuseums Weimar

25.11.2022 - 19.02.2023


"Winterzeit - Geschichtenzeit" ab November (bitte scrollen)

Hallo Kinder, liebe Gäste unseres Museums,

 Ab 13. November 2021 wird die Sonderausstellung "Winterzeit - Geschichtenzeit. Märchenhaftes aus unseren Sammlungen" zu sehen sein, dann kann zum Beispiel historisches Papierspielzeug gebastelt werden, sicher wird es auch wieder Puppenspiele geben. Wir freuen uns darauf, Euch bald  im Museum begrüßen zu können!

Nachstehend stellen wir Euch in loser Folge schon einige Exponate vor.

Abbildung: Titelbild "Märchenquell", 21 kleine Erzählungen für Kinder von 8 - 12 Jahren von Helene Stökl, Berlin 1896.

Handschriftlicher Eintrag auf dem Vorsatz: Prämie für Hedwig Stein am 2. September 1897 von der gehobenen Bürgerschüle in Halberstadt.


Meister Nadelöhr

5. Februar 2021

Aus der Museumsbibliothek:

"Meister Nadelöhr und das Lumpenpüppchen"

Ein Bilder- und Beschäftigungsbuch für Kinder von 6 Jahren an

Beilagen: Zwei Schnittmusterbögen "Meister Nadelöhrs Anleitungen" und ein Ausschneidebogen des Püppchens 

Herausgeber: Kinderfernsehen Berlin, DDR, 1964

Idee und Text: Inge Trisch, Verse: Walter Krumbach, Fotos: Thomas Billhardt, Puppenherstellung und Schnittmusterbogen: E.M. Lange, Buchgestaltung: Klaus Ziegler

Verlag Rudolf Forkel KG, Pössneck

Textauszug:

"Wenn Ihr drei Tage lang geradeaus geht, erkennt Ihr in der Ferne drei große, stolze Pappeln. Ihr könnt sie nicht verfehlen. Ihre Blätter rauschen den lieben langen Tag. Sie erzählen dem Wind, und der Wind erzählt ihnen Geschichten. Wandert Ihr dann weiter, vorbei an den schwatzhaften Pappeln, seid Ihr bald auf einer breiten Straße. 

Diese Straße führt Euch in einen dunkelgrünen, geheimnisvollen Wald. Und gleich hinter diesem Wald liegt zwischen Feldern und Wiesen das Kinder- und Märchenland. Es hat viel Straßen und einen großen Marktplatz, ein Postamt und ein Warenhaus mit 22 Stockwerken. Nicht einmal der Startplatz für Mondraketen fehlt.

Dort wohnen die Schneemänner und der Weihnachtsmann. Auch das Sandmännchen holt täglich im Kinder- und Märchenland seinen Traumsand. Kobolde laufen über den Weg und spielen Euch, wenn Ihr nicht achtgebt, bestimmt einen Streich. Vielleicht begegnet Ihr sogar einem Zauberer.

Natürlich wohnt in diesem Kinder- und Märchenland auch ein Schneider, Schneidermeister Nadelöhr. Er ist aber nicht nur ein Schneider, er ist auch der beste Märchenerzähler der Welt...."


Bechsteins Neues Märchenbuch

12. Februar 2021

Aus der Museumsbibliothek:

"Ludwig Bechsteins neues Märchenbuch"

in sorgfältigster Auswahl für die Jugend bearbeitet von Max Pannwitz

Loewes Verlag Ferdinand Carl, Stuttgart

Handschriftlicher Eintrag auf dem Vorsatz:

"Für Fritz und Edi von Großmutter, Weihnachten 1910".

Einige der enthaltenen Märchentitel:

Das Natterkrönlein; Der redende Esel; Das Zwergenmützchen; Das winzige, winzige Männlein; Vom Knaben, der das Hexen lernen wollte; Der Hase und der Vogel; Die Spinnerin im Mond; Aschenpüster mit der Wünschelgerte; Die beiden kugelrunden Müller...

Textauszug:

"In dem Stalle eines geizigen Bauern, der eine fromme, mildherzige Magd hatte, wohnte eine schöne Schlange mit einem goldenen Krönlein auf dem Haupte. Die konnte man des Nachts zuweilen gar wundersam singen hören, denn diese Krönleinnattern besitzen die Gabe, schöner zu singen als das beste Vögelein..."


Schlaraffenland

15.03.2021

"Kommt alle herbei!" Schöne Kinderlieder und Reime

Bilder von P. Ebner, Reime von M. Schmerle

Theo Stroeser, Nürnberg, um 1910

 

Textauszug:

"Tür und Wänd' das ganze Haus

Sind von Lebkuchenteig durchaus,

Die Sparren Schweinebraten:

Kauft einer dort um Pfennigswert,

Hier gilt es einen Dukaten.

 

Auch fliegen um, das mögt ihr glauben,

Gebratene Vögel, Gäns' und Tauben,

Und wer sie nicht will fangen,

Dem fliegen sie von selbst ins Maul,

Braucht nicht danach zu langen.

 

Auf Weiden wachsen Semmeln frei

Die Löffel hängen schon dabei,

Darunter Milchbäch' fließen.

Die Semmeln fallen in die Milch,

Daß sie jeder kann genießen."


Märchen-Legespiel

18.03.2021

 

Märchen-Legespiel, um 1950

Feste Pappe, Maße: 45 x 34 cm

Der Ausschneide-Bogen enthält  bekannte Märchen der Brüder Grimm. Nach dem Ausschneiden der Bildvierecke ergeben sich viele verschiedene Möglichkeiten, sie so zu legen, dass sich ein Märchenbild ergibt. In unserer geplanten Ausstellung werden Kopien des Bogens für die kleinen Besucher zum Basteln bereitliegen.

Wenn Ihr auf der Abbildung mindestens 8 Märchen bereits jetzt erkennt, könnt Ihr gern die Lösung per Mail senden an:

barbara.engelmann@stadtweimar.de

(Als Preis gibt es einen Ausschneide-Bogen.)


Märchen-Kalender

12.04.2021

Aus unserer Papiersammlung:

Märchen-Adventskalender der Sparkasse (DDR)

VEB Ratsdruckerei Dresden, 1961

Auch Adventskalender werden in der Ausstellung wieder zu sehen sein, zu den beliebtesten Motiven zählen von jeher auch die Märchen. Zur Zeit wird hier im Stadtmuseum die Ausstellung "200 Jahre Sparkasse in Mittelthüringen 1821-2021" vorbereitet.

Sobald das Museum wieder öffnen kann, könnt Ihr Euch daher diesen Kalender schon im Original ansehen, obwohl es bis zur Adventszeit noch eine ganze Weile dauert.

Der Kalender zeigt nicht nur die bekannten Märchen der Brüder Grimm, sondern z.B. das Märchen "Der Schweinehirt" von Hans Christian Andersen oder die russischen Volksmärchen "Wassilissa" sowie "Mascha und der Bär". Auch ganz andere Erzählungen, wie "Robinson Crusoe" von Daniel Defoe, sind zu erraten.

Unsere Frage: Findet Ihr 2 Märchen des Märchendichters Wilhelm Hauff?  In einem lässt der Genuss von Feigen Eselsohren wachsen, im anderen geht es um einen Kalifen und seinen Wesir....

Die Lösung könnt Ihr gern per Mail senden an:

barbara.engelmann@stadtweimar.de

(Es gibt einen Bastelbogen als Preis.)


Meister des Märchens

13.04.2021

Aus der Museumsbibliothek:

Illustration von Arpad Schmidhammer

aus: "Hauffs Märchen"

Buchreihe "Meister des Märchens", herausgegeben von der Freien Lehrervereinigung für Kunstpflege in Berlin

Verlag von Abel & Müller, Leipzig, 1907

Die Abbildung zeigt noch einmal eine Szene aus einem der gestern gesuchten Märchen. (Darin spielen  zwei Störche und eine Eule eine Rolle...)

Habt Ihr es schon herausbekommen?


Figuren-Rätsel-Spiele

20.04.2021

Heute aus Weimarer Privatbesitz als Schenkung für die Ausstellung erhalten:

"Figuren-Räthsel-Spiele für Kinder" von Friedrich Seidel

Zweite verbesserte Auflage. Hierbei 12 Tafeln mit 119 Figuren.

Hermann Böhlau, Weimar 1877

Das Spiel enthält 4 geometrische Holzfiguren, eine Anleitung und vorgezeichnete Legemöglichkeiten.

Textauszug:

"Es gründet sich diese Gabe auf das Quadrat, welches in vier unter sich gleichgestaltete Täfelchen zerlegt ist, und zwar so, daß jedes einzelne vier kleinere Quadrate enthält, und mithin die Summe aller = 16 ist. 

Aufgabe ist: durch verschiedenartiges Aneinanderlegen aller 4 Täfelchen die aufgezeichneten Figurenräthsel zu lösen!"


Papierpuppen

04.05.2021

Papier-Ankleidepuppen, Damen- und Mädchenmode um 1860

Auch Papierspielzeug und Bilderbogen werden in der Ausstellung zu sehen sein. Ankleidepuppen aus Papier gibt es schon seit etwa 230 Jahren, im Spielzeugmagazin des Museums findet sich dieses bis heute beliebte Spielzeug aus verschiedenen Zeiten, es zeigt sehr schön den Wandel der Mode. Ähnliche Kleider für Kinder und Erwachsene werden "in echt" im Textilmagazin aufbewahrt. Unsere historischen Puppen aus dieser Zeit tragen ebenfalls solche Kleider, Ihr könnt sie dann in der Ausstellung mit den Papierpuppen vergleichen. 


Mascha und der Bär

14.05.2021

Aus der Museumsbibliothek:

"Mascha und der Bär" - Russisches Volksmärchen

Popup-Bilderbuch, gestaltet von W. Andrijewitsch

Verlag Malysch Moskau, UdSSR, um 1980

 

Textauszug:

"So wanderte der Bär weiter, bis er schließlich müde wurde und sprach:

"Auf einen Baumstamm will ich mich setzen,

an einem Küchlein mich ergetzen."

Mascha aber rief aus dem Korb:

"Ich kann dich sehn!

Bleibe nicht stehn!

Zur Großmutter sollst du gehn,

zum Großvater sollst du traben,

dich nicht an einem Küchlein laben!"

"Potz Blitz, was die für Augen hat", sprach der Bär zu sich, "sie sieht aber auch alles!"...

 

....und der Bär läuft weiter, ohne zu ahnen, dass Mascha im Korb sitzt und nicht, wie er glaubt, auf einem Baum und ihm nachsieht...


Schneewittchen

18.05.2020

Aus unserer Spielzeugsammlung:

Ausschneidebogen "Schneewittchen", um 1970

Verlag Ottokar Moravec, Wien

Der Firmengründer Ottokar Moravec hatte 1951 die Ringbindung für Bilderbücher erfunden (die dadurch robuster und für Kinder einfacher zu handhaben waren) und den Verlag eröffnet. Er bestand als Familienbetrieb bis 2020, als der gleichnamige Enkel in Pension ging. Neben Bilderbüchern erschienen Puzzles, Ausschneidebogen, Geschichtenbücher, Adventskalender, Lernuhren und weiteres.

Die Ausschneidebogen waren in Blöcken zusammengefasst, im Laden konnte man sich den gewünschten Bogen aussuchen und heraustrennen lassen. Bilderbogen sind ein preiswertes Spielzeug, beispielsweise lässt sich das Märchen nachspielen oder ein Aufstellbild gestalten.


Ein Bastelbogen zum Kindertag

01.06.2021

Hallo Kinder,

ab heute ist das Stadtmuseum wieder geöffnet. Am Museumsempfang erhält deshalb am Kindertag jedes Kind  einen Bastelbogen für historisches Papierspielzeug zum Mitnehmen. Viel Spaß!

Abbildung: Ausschneide-Bogen "Rotkäppchen", Verlag Ottokar Moravec, Wien, um 1960


Das Horn des "Einhorns"

25.06.2021

 

Abbildung: "Wallfisch-Arten. Nr. 1 Der Cachelot, Nr. 2 Der Narwal"

Friedrich Justin Bertuch, "Bilderbuch für Kinder" Erster Band, Weimar, im Verlag des Landes-Industrie-Comptoirs, 1801

Der Stoßzahn des männlichen Narwals galt im Mittelalter und der frühen Neuzeit als Beleg für die Existenz des sagenumwobenen Einhorns. Das Elfenbein des "Einhorns" war sehr kostbar und wurde u.a. als Heilmittel gegen Gift und die Pest betrachtet. In der Ausstellung wird auch ein Narwalzahn zu sehen sein, der aus der ehemaligen naturkundlichen Sammlung des Stadtmuseums überliefert ist.

Vielleicht kennt Ihr auch das schöne "Märchen vom Einhorn" von Otfried Preußler?


28.07.2021

Das Märchen vom Einhorn

Aus der Museumsbibliothek:

Otfried Preußler, Das Märchen vom Einhorn

Illustrationen von Gennadij Spirin

Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, Stuttgart (1988), 6. Auflage 2021

Textauszug:

Es waren einmal drei Brüder, die wollten das Einhorn fangen. "Sein Horn ist aus Elfenbein", sagte der Dicke. "Die Hufe sind reines Gold, auf der Stirn trägt es einen Stern von Karfunkelstein".

"Wenn wir's erlegen", sagte der Dünne, "werden wir reich sein und haben für unser Lebtag ausgesorgt".

Der dritte Bruder hieß Hans, wie sich das gehört. Weil er der Jüngste war, meinte er: Was ihr tut, soll mir recht sein - ich komme mit"....


Oktober 2021

Hallo Kinder,

ab 13. November ist es soweit: Dann beginnt die Ausstellung "Winterzeit - Geschichtenzeit. Märchenhaftes aus unseren Sammlungen".

Für Euch ist der Eintritt kostenlos. Viel Spass!


Zur Geschichte der Adventskalender

November/Dezember 2020

 

Liebe Besucherinnen und Besucher,

als Ersatz für die Weihnachtsausstellung sowie die Schüler- und Adventsveranstaltungen möchten wir auf dieser Seite für Kinder und die ganze Familie interessante Objekte aus unserer vielseitigen Sammlung zeigen und  auch das Märchen-Suchspiel, das sonst in unserer Ausstellung zu erleben ist, ermöglichen (nebenstehend: Kindertheater und Märchenspiel).

Jeden Tag im Advent gibt es im Folgenden etwas Neues aus unserer Sammlung historischer Adventskalender, wir wünschen viel Vergnügen! 


November/Dezember 2020


Freitag, 27.11.2020

"Advent (lat.) heißt 'Ankunft' und ist die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten, dem schönsten und populärsten Fest der Kirche. Sie feiert die Geburt Christi...Wie allen hohen Kirchenfesten stellte sie auch Weihnachten eine mehrwöchige Vorbereitung voran. Seit der Kirchenversammlung von Aachen im Jahre 826 besteht diese aus vier Adventssonntagen."

(Dietrich Sattler, Der Adventskranz und seine Geschichte, Agentur des Rauhen Hauses Hamburg, 1997).

Die Geschichte der gedruckten Adventskalender begann zu Anfang des vorigen Jahrhunderts in Deuschland. Vorformen sind schon aus dem 19. Jahrhundert überliefert. Den Ablauf der Adventstage verdeutlichte das Anzünden von Kerzen am Adventskranz (erstmals 1839 im Rauhen Haus Hamburg) oder das Aufstellen eines Adventsbaumes, der fortlaufend bis Weihnachten mit aufgeschriebenen, seit 1895 auch gedruckten Adventsverheißungen in Blatt- oder Sternenform geschmückt wurde.

Aus Skandinavien kommt der Brauch der "Adventskalender"-Kerze, die jeden Tag ein Stück abgebrannt wird. In der Literatur werden selbstgefertigte Zählhilfen beschrieben, beispielsweise das Aufmalen einer Reihe von Kreidestrichen an Bett oder Tür, von denen die Kinder täglich einen auslöschen durften, um die kürzer werdende Wartezeit auf Weihnachten zu veranschaulichen.

Bild: Thekla von Gumpert, Der Adventsbaum, Eine Erzählung für Jung und Alt, Verlag der Anstalt Bethel bei Bielefeld, 1891


Samstag, 28.11.2020

Bild: 28 Adventssterne in Originalverpackung, für den Adventsbaum und auch als Schmuck für den Weihnachtsbaum.

Die Adventszeit vom ersten Adventssonntag bis Weihnachten schwankt in den verschiedenen Jahren zwischen 22 und 28 Tagen. Für die gedruckten Adventskalender setzte sich letzlich der erste Dezember als Beginn durch, beliebt waren (u.a.) zunächst auch "Nikolauskalender", die am 6. Dezember begannen. Es gab (und gibt) ebenfalls Kalender, die mehr als 24 Türchen haben, z.B. zusätzlich für die Adventssonntage oder weiterführend bis zum Dreikönigstag.


Sonntag, 29.11.2020, Erster Advent

Die ersten gedruckten Adventskalender erschienen in Form einer Adventsuhr (1902, Hamburg) und als Bilderbogen zum Ausschneiden und Aufkleben (1903, München). Gerhard Lang, Herausgeber der ersten Ausschneide- und frühen Türchen-Kalender, berichtete aus seiner Kinderzeit von 24 auf einer Pappe befestigten Gebäckstücken, die ihm seine Mutter für die Vorweihnachtszeit angefertigt hatte.

Im Jahre 1908 trat er als Teilhaber in die nun "Reichhold & Lang, Lithographische Kunstanstalt GmbH, München" bezeichnete Firma ein. Hier erschienen bis 1940 sehr ideenreiche und auch aufwendige Adventskalender. Neben den bereits genannten Ausführungen waren Kalender zum Abreißen, mit Zieh- und Aufsteckfiguren, als Adventsuhr oder dreidimensionales Haus im Angebot.

Bild: Gerhard Lang und Richard Ernst Kepler, Weihnachtskalender "Im Lande des Christkinds" mit Bilderbogen zum Ausschneiden und Aufkleben, erschienen mit Veränderungen ab 1903 (1988 als Reprint im Verlag ars edition)


Montag, 30. November

 

Als einer der ersten Kalender mit Türchen zum Öffnen gilt Dora Baums Entwurf "Christkindleins Haus", herausgegeben seit den 1920er Jahren vom Verlag Reichhold & Lang in München. Er begann am 06. Dezember und war auch als passendes Geschenk zum Nikolaustag gedacht. Diesen gab es auch schon bals als Variante zum Füllen.

Seither verkürzen Adventskalender in vielfältigster Ausführung (nicht nur für Kinder) die Wartezeit auf den Heiligen Abend.

Schon in den Anfangsjahren (und bis in die heutige Zeit) wurden die Adventskalender oft von Künstlern und Kinderbuch-Illustratoren entworfen.

Bild: Dora Baum, "Christkindleins Haus" als Füllkalender. Auch bei dieser Variante besteht die Hinterklebung aus dünnerem Papier mit Bildern. Bei geöffneten Türchen ergab sich so ein schöner Durchschein-Effekt, daher wurden Papierkalender gern vor ein Fenster gehängt. Am 06. Dezember erscheint der Nikolaus, am 24. das Christkind, hinter den anderen Türen verbergen sich Engel mit Spielzeug.


Dienstag, 01. Dezember

Von 1933 bis 1936 brachte Gerhard Lang verschiedene Adventskalender mit Ziehfiguren heraus, die ebenfalls von Dora Baum entworfen wurden, dazu gehörte jeweils eine passende Tüte aus Packpapier. Auf der Tüte des abgebildeten Kalenders stand dazu: "...Noch sind die Engelein und das Christkind unsichtbar hinter den Bäumen verborgen. Damit Du Dir nun die lange Zeit vertreibst und die Tage abzählen kannst, die Du noch warten musst, so zieh täglich an einem Schieber auf der Rückseite, und zwar in der Reihenfolge der Nummern, bis am Weihnachtstage das Christkind selbst erscheint." Da die Figuren wieder hinter die Bäume zurückgeschoben werden konnten, war der Kalender viele Jahre wiederverwendbar.

Bild: Dora Baum, Das Christkind im Walde, Verlag Reichhold & Lang, München 1934 (als Reprint erschienen 1992 im Verlag ars edition)


Mittwoch, 02. Dezember

Bald gaben auch andere einschlägige Firmen Adventskalender heraus (Lang hatte die Türchen-Kalender nicht patentieren lassen), wie der J.F. Schreiber-Verlag Esslingen oder der Verlag Meissner & Buch in Leipzig.

Religiös geprägte Kalender erscheinen beispielsweise bis heute im Kaufmann-Verlag Lahr (die ersten sind bereits vor 1914 nachgewiesen) und im Verlag Johannis Lahr (vormals St.-Johannis-Druckerei, erstes Adventshaus 1926). Diese Kalender beziehen sich mit Deckblatt und Unterklebung konsequent auf die Weihnachts- oder Bibelgeschichte.

Bild: Adventshäuschen Nr. 7019, Verlag der St.-Johannis-Druckerei Lahr-Dinglingen (Baden), 1927, (Bildausschnitt), Pappe und Transparentpapier, im Originalumschlag


Donnerstag, 03. Dezember

Dieser Adventskalender wurde in Form eines Büchleins gestaltet, er erzählt die Geschichte von "Line und Stoffel".  Dazu gehört ein Rahmen mit zwei Ausschnitten. Vom 1. bis zum 24. Dezember wird jeden Tag eine Seite umgeschlagen und das Buch in den Rahmen zurückgesteckt. Links erscheint dann ein neues Bild und rechts der Text dazu.

Bild: Susanne Engelmann, Adventskalender "Line und Stoffel", aufgeschlagen im Rahmen, Verlag Tebe (München), 1941

Im Bestand des Museums gibt es das Buch mit Druckschrift noch einmal, allerdings heißt es nun "Line und Peter", es erschien vermutlich um 1950.


Freitag, 04. Dezember

Adventsuhren gehören zu den ältesten gedruckten Adventskalendern, die erste erschien im Jahre 1902 in Hamburg. Meist sind die Türchen als Zifferblatt angeordnet, oft gibt es einen Uhrzeiger zum Weiterrücken. Gelegentlich haben sie eine Drehscheibe, wie das sehr seltene Exemplar des Stadtmuseums. Dieses zeigt ein besonders originelles Motiv: Mit einem Filmapparat schauen sich kleine Engel in den Wolken die beweglichen Bilder an, ebenso ändert sich täglich das Datum vom 1. bis zum 24. Dezember.

Auf der Rückseite gibt der "Kalendermann" Hinweise zur Benutzung:

"Dreh sacht daran mit kluger Hand / hier führt der Weg ins Weihnachtsland / Dreh täglich dran, doch recht gemach / ein Bildchen nur, schön nach und nach! / Nicht alle durcheinander drehn / der Neugier muss man widerstehn!

Bild: Charlotte Baron-Raabe, Drehscheiben-Adventskalender, um 1932

 

 

 

 

 

 

 

 


Samstag, 05. Dezember

Beliebte Motive waren (und sind es neben vielen neu hinzugekommenen Themen bis heute) niedliche Engel-, Zwergen- und Kinderszenen, Märchen, winterliche Städte und Landschaften mit Christkind oder Weihnachtsmann als Gabenbringer.

Die Türchen dieses Kalenders waren zum Herausbrechen, er weist an manchen Stellen recht deutliche Gebrauchsspuren auf. Die ehemalige Eingangstür war für den Heiligabend  bestimmt: zu sehen ist nun eine Krippenszene unter dem geschmückten Weihnachtsbaum.

Bild: Marianne Mayer-Schneegans, "Heinzelmännchenküche", Rudolf Schneider Verlag, Reichenau/Sa., um 1930


Sonntag, 06. Dezember, 2. Advent und Nikolaustag

Bild: Ein Nikolauskalender der besonderen Art: "Folgsamkeitstabelle vom Nikolaus"

mit der Aufschrift: "Die Tabelle wird in der Nacht vor dem Heiligen Abend wieder abgeholt, (gez.) Nikolaus"

Verlag und Buchdruckerei Richard Werner, Bremerhaven, 1950er Jahre


Montag, 07. Dezember

Bild: Adventskalender "Schneewittchen und die sieben Zwerge" aus Prägepappe, vermutlich um 1940

Die Firma Friedrich Herold in Buchholz (seit 1946 Teil von Annaberg-Buchholz) im sächsischen Erzgebirge stellte seit den 1930er Jahren auch Adventskalender (neben zahlreichen anderen Artikeln) aus geprägter Pappe her.

Dieser Adventskalender ist leicht beglimmert. Glimmerauflagen sind bereits in den 1930er Jahren verwendet worden.


Dienstag, 08. Dezember

In anderen Ländern (wie Österreich, Schweiz, Dänemark, Schweden, England, USA) fanden gedruckte Adventskalender ihre Verbreitung durch Geschenksendungen, deutsche Exporte und die Aufnahme eigener Produktionen, wobei auch landestypische Elemente in die Darstellungen einflossen.

Bild: Aina Stenberg-Masolle, Barnens Adventskalender, Schweden, 1954

Die Illustratorin Aina Stenberg-Masolle gestaltete von 1934 bis 1964 die beliebten Adventskalender für den 1910 gegründeten schwedischen Mädchen-Pfadfinderverband, danach wurden sie von anderen Künstlern geschaffen. Typische Elemente sind der Julbock und die Tomten, die rot gekleideten schwedischen Weihnachtswichtel.


Mittwoch, 09. Dezember

Nach Ausbruch des II. Weltkriegs und der Kontigentierung von Papier konnten seit Anfang der 1940er Jahre in Deutschland kaum noch Adventskalender hergestellt werden. Schon bald nach Kriegsende 1945 erschienen in allen Besatzungszonen wieder Adventskalender.

Bild: Erika-Kalender Nr. 111, Motiv Engel und Postkutsche, Mitteldeutsche Kunstanstalt Heidenau (Sachsen), April 1946

Im Jahre 1946 wurden einige der bereits vor dem Krieg erschienenen Adventskalendermotive des Verlages noch einmal aufgelegt, wahrscheinlich erfolgte es ab der abgebildeten (nunmehrigen) Nr. 111. (Enteignung der Firma nach dem Volksentscheid in Sachsen vom 30.06.1946 und Umwandlung in einen Volkseigenen Betrieb.)


Donnerstag, 10. Dezember

Bild: M. Röhl, Frauenkirche mit Marktständen des Striezelmarktes, Dresden, 1948

Der Adventskalender wurde in der Nachkriegszeit gedruckt, in der es das harmonische Bild der verschneiten Dresdener Innenstadt mit der festlich beleuchteten Frauenkirche, einem der Wahrzeichen Dresdens, nicht mehr gab. Der von 1726 bis 1743 nach einem Entwurf von George Bähr errichtete barocke Kuppelbau war nach den Luftangriffen vom 13. und 14. Februar 1945 ausgebrannt, die Stadt in Schutt und Asche versunken (der Wiederaufbau der Frauenkirche erfolgte nach Vorarbeiten von 1996 bis 2005).

Dieser Adventskalender ist in unterschiedlicher farblicher Randgestaltung überliefert worden, es ist anzunehmen, dass er in den 1940er Jahren mehrfach aufgelegt wurde. Dem heutigen Betrachter erscheint er wie ein Symbol der Wünsche der Menschen nach einer friedlichen, unzerstörten Welt - inmitten einer Trümmerwüste. Hinter der Kalendertür Nr. 24 zeigt das Bild Engel und Bergmann.


Freitag, 11. Dezember

Bild: Lieselotte Fabig-Distling, Weihnachtsmann mit Flugbrille und Geschenken (mit Glimmerauflage), Albrecht & Meister AG Berlin, um 1948

Ein Berliner Adventskalender mit Zeitbezug: Offenbar ist hier der Weihnachtsmann einem "Rosinenbomber" entstiegen.


Samstag, 12. Dezember

Basierend auf der verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der beiden deutschen Staaten unterschied sich die Adventskalender-Produktion in der Folgezeit wesentlich voneinander.

In der Bundesrepublik gab und gibt es ein breites Angebot einer Reihe von Verlagen. Es umfasst in der Mehrzahl eher weltlich geprägte Adventskalender mit den unterschiedlichsten Themen, wobei auch gern auf schon sehr lange vorhandene Entwürfe zurückgegriffen wird. Dazu zählen Motive von Fritz Baumgarten und Kurt Brandes aus den 1930er und 1950er Jahren, die im 1951 gegründeten Adolf-Korsch-Verlag - neben vielen aktuellen - bis heute erscheinen.

Bild: Fritz Baumgarten, "Kleinstadt" , Korsch-Verlag München, 1951 und später (Abb. aus den 1990er Jahren), Glimmerauflage

Das Motiv war mit weiteren Vorlagen vom Leipziger Verlag Meissner & Buch übernommen worden.


Sonntag, 13. Dezember, 3. Advent

Ausschließlich auf Adventskalender ist der Richard-Sellmer-Verlag Stuttgart spezialisiert, dessen erster Adventskalender (Elisabeth Lörcher, "Die kleine Stadt") von 1946 den Weg bis zur Familie des amerikanischen Präsidenten fand und noch immer zu erwerben ist.

Bild: Ulla Wittkuhn, "Blumenhaus", Richard-Sellmer-Verlag Stuttgart, 1954, Aufdruck unten rechts: Made in Germany  U.S. Zone


Montag, 14. Dezember

Bekannt für seine religiös geprägten Motive ist der Münchener Verlag ars sacra (seit 1981 ars edition), der ab 1949 etwa 30 verschiedene, künstlerisch gestaltete Adventskalender herausgab, die immer durch ein erläuterndes Textblatt ergänzt wurden.

Bild: Gudrun Keussen, "Im Heiligen Land", Verlag ars sacra Joseph Müller, München 1957


Dienstag, 15. Dezember

Neben traditionellen Darstellungen erweiterten Motive aus bekannten Kinderbüchern oder Fernsehsendungen das Angebot. Zunehmend wurden Adventskalender als günstige Werbeträger entdeckt, ebenso als beliebte Beigabe (nicht nur) für Kinderzeitschriften, oft in Form von Bastelkalendern.

Bild: Bastelkalender für eine Adventsuhr in der Eisenbahn-Kinderzeitung, 1954, Heft 6; Pressedienst der Deutschen Bundesbahn Frankfurt/M.


Mittwoch, 16. Dezember

Adventskalender mit Schokoladen-Beigaben hatte schon der Verlag Reichhold & Lang in Zusammenarbeit mit der Kölner Firma Stollwerck in den 1920er Jahren angeboten.

Überlieferte (ehemals) schokoladengefüllte Kalender aus der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts verbinden sich oft mit dem Markennamen PEA (gehört heute zu Frankonia).

Das Unternehmen ging auf die 1843 in Dresden gegründete Firma "Petzold & Aulhorn" zurück, eine der ältesten Schokoladenfabriken Deutschlands, die nach 1945 in Hamburg ansässig wurde. Ihre Adventskalender sind schon aus den 1930er Jahren bekannt. Mittlerweile gibt es gefüllte Kalender in einer sehr breiten Angebotspalette für Kinder und Erwachsene, vor allem bei Kindern dürfte diese Form auf der Beliebtheitsskala ganz oben stehen.

Bild: PEA-Adventskalender (ehemals schokoladengefüllt), Märchenmotiv "Hänsel und Gretel", aufklappbar zu einem dreidimensionalen Bild mit beweglichen Figuren, Petzold & Aulhorn Hamburg, 1970er Jahre 


Adventskalender in der DDR

"Auch wenn sich die Kalender der sowjetisch besetzten Zone in den ersten Nachkriegsjahren kaum von denen der westlichen Besatzungszonen unterschieden, lassen sich ab etwa 1948 deutliche Veränderungen feststellen: Die Engel und Zwerge verschwanden langsam, aber sicher aus den Kalendern. Außerdem wurde hinter dem 24. Türchen die Krippendarstellung konsequent durch Weihnachtsbäume oder Weihnachtsmänner ersetzt...

Da Engel in der DDR tabu waren und Zwerge als zu spießbürgerlich galten, mussten sich die Gestalter der Adventskalender neue, kindgemäße Motive einfallen lassen...In der Regel waren sie ausgebildete Grafiker und Mitglieder des Verbandes Bildender Künstler der DDR...

Insgesamt haben die wenigen Kalenderverlage der DDR ein erstaunliches Spektrum überraschender Motive angeboten..."

(Tina Peschel, Adventskalender - Geschichte und Geschichten aus 100 Jahren, Staatliche Museen zu Berlin, Verlag der Kunst 2009)


Donnerstag, 17. Dezember

Bereits aus der Vorkriegszeit sind Adventskalender einer ganzen Reihe von Firmen überliefert, die auf dem Gebiet der späteren DDR ansässig waren. Neben bekannten Verlagen, wie Meissner & Buch in Leipzig, der Mitteldeutschen Kunstanstalt Heidenau (Erika-Kalender) oder der erzgebirgischen Firma Herold in Buchholz mit ihren besonderen Produkten aus geprägter Pappe waren die Herausgeber auch kleinere Verlage, vor allem in Sachsen.

Schon seit 1945 gab es wieder Adventskalender, hergestellt z.B. in Dresden, Chemnitz, Leipzig, Halle, Zwickau, Reichenbach; aber auch aus Erfurt, Bad Salzungen, Pößneck oder Saalfeld.

Bild: Abreiß-Adventskalender, Meissner & Buch, Leipzig, 1960

Fotografien von Jachim Klintzsch: Puppen der Puppenwerkstätten Bad Kösen/Saale


Freitag, 18. Dezember

In den 1950er Jahren verringerte sich die Anzahl der Verlage deutlich, durch Verstaatlichung, Betriebsaufgabe oder Verlagerung in den Westen Deutschlands. Privatunternehmen wie Brück & Sohn in Meißen, der Oberlausitzer Kunstverlag oder der Wartburg Verlag Max Kessler in Jena konnten sich nur unter Schwierigkeiten halten. Beispielsweise wurde Meissner & Buch Teil des Berliner Planet-Verlages, die Ratsdruckerei Dresden ging im VEB (Volkseigener Betrieb) Verlag der Kunst auf, der Volkskunstverlag Reichenbach im VEB Verlag Bild und Heimat.

Bild: Mehlig, Aufstell-Adventskalender Vogelhaus, VEB Bild und Heimat Reichenbach, 1964


Samstag, 19. Dezember

Begehrte Sammlerobjekte sind mittlerweile die jährlichen November-Beilagen der Kinderzeitschrift "Frösi" ("Fröhlich sein und Singen", seit 1951 herausgegeben vom Zentralrat der FDJ in Berlin). In den 1960er Jahren waren es "Jahresschlusskalender" und gingen bis zum 31. Dezember, in den 1980er Jahren als "Weihnachtskalender" wieder bis zum 24. Dezember. Die anderen Kinderzeitschriften, "Bummi" und "ABC-Zeitung", enthielten nur gelegentlich einen Adventskalender.

Bild: Richard Hambach, Adventskalender-Beilage der "Frösi", Verlag Junge Welt Berlin, November 1955

(Zu sehen ist ein Umzug vor dem Zentralhaus der Jungen Pioniere mit dem "Theater der Freundschaft" in Berlin-Lichtenberg.)


Sonntag, 20. Dezember, 4. Advent

Auch Werbe-Adventskalender, beispielsweise von HO, Konsum oder Sparkasse, hat es in der DDR vereinzelt gegeben.

Bild: Märchen-Adventskalender "Kennst Du uns alle?" der Sparkasse, VEB Ratsdruckerei Dresden, 1961

Rückseite:

"Liebe Kinder! Ein Adventskalender mit vielen schönen Märchen und Sagen - und einem guten Rat von Eurer Sparkasse.

So ein guter Rat ist aber gar nicht so leicht und für jedermann sichtbar. Nein, das erzählen wir nur unseren besten Freunden. Also - schaut Euch einmal die Namen der Märchen und Figuren an. In einigen fehlt ein Buchstabe: dafür ist da so ein roter Fleck. Diese Buchstaben müssen erraten und in der richtigen Reihenfolge auf den dafür vorgesehenen Strich geschrieben werden. Dann erfahrt Ihr, was Euch die Sparkasse gerne sagen möchte...

Wöchentlich nur 30 Pf gespart, ergeben das im Jahr über DM 16.-, damit kann man schon etwas anfangen. Vati und Mutti würden sich bestimmt mit Euch darüber freuen."


Montag, 21. Dezember

Mehrfach verwendbare, quadratische Kalender zum Selbstfüllen gab es ab Ende der 1950er Jahre von der Firma Nestler im erzgebirgischen Wiesa, nach deren Überführung in den VEB Verpackungsmittel Ehrenfriedersdorf wurden sie dort in veränderter Gestaltung weiterproduziert.

Seit den 1970er Jahren stellte der VEB Thüringer Glasschmuck Lauscha solche Kalender her (oft im Hochformat, auch erkennbar daran, dass hier die Türchen nur im unteren Drittel des Bildes angeordnet waren).

Die eher traditionellen, "niedlichen" Bildmotive unterschieden sich wesentlich von den sonst in der DDR herausgegebenen Adventskalendern.

Beispiele für (ehemals) schokoladengefüllte Kalender des VEB Vereinigte Süßwarenwerke Delitzsch/Eilenburg sind aus der Zeit um 1969/70 und den 1970er Jahren überliefert (u.a. in Zusammenarbeit mit dem VEB Verpackungsmittelwerk Leipzig).

Bild:  Kalender zum Selbstfüllen, VEB Verpackungsmittel Ehrenfriedersdorf (Aufdruck: Design Streller), 1980er Jahre


Dienstag, 22. Dezember

Seit Ende der 1970er Jahre war der Planet-Verlag Berlin - mit Ausnahme der christlichen Verlage und der Produzenten von Füllkalendern - der alleinige Hersteller von Adventskalendern in der DDR, die hier als "Vorweihnachtskalender" bezeichnet wurden. Bis zu 1,3 Millionen Stück jährlich sind gedruckt worden, fast ausschließlich für den Eigenbedarf der DDR. Die letzten Adventskalender erschienen 1990.

Bild: Liane Kotulla, Adventsuhr "Weihnachten im Gebirge", Planet-Verlag Berlin, 1984

Text auf der Rückseite:

"Liebe Kinder, Weihnachten wird überall bei uns gefeiert: an der Ostseeküste, an den Mecklenburger Seen, im Erzgebirge und im Thüringer Wald, von dort kommen die schönsten Tannenbäume. Sogar die Hauptstadt erhielt bisher jedes Jahr aus dem Thüringer Wald ihre große Festtagstanne.

In Thüringen und dem Erzgebirge wird aber auch viel schönes Spielzeug aus Holz gefertigt - die Eisenbahn, das Steckenpferd und...ach, nein, macht die Türchen auf und schaut Euch selbst die Bilder an."


Mittwoch, 23. Dezember

Bild: Helge Schulze, "Hirsch Heinrich", Planet-Verlag Berlin, 1989

(nach Motiven der gleichnamigen Erzählung von Fred Rodrian aus dem Buch "Die Weihnachtsfrau", Kinderbuchverlag Berlin) 

"...Es war hübsch anzusehen, wie Heinrich durch den nächtlichen Wald kam. Allerdings wusste er nicht, wie hübsch das aussah. Er hatte ganz andere Sorgen. Der Weg nahm nämlich kein Ende, und Heinrich hatte Hunger. Vorbei ging es an Kiefern und Eichen und Birken. Heinrich war ganz allein.

War denn gar kein Tier in diesem Wald? Doch: Auf einem Eichenast saß eine Eule und machte große Augen. Tief unter ihr, zwischen den Wurzeln, hielten zwei Igel ihren Winterschlaf. Sie sahen und hörten nichts.

Einmal sauste ein später Hase in wilden Haken über den Schnee. Der Fuchs war hinter ihm her. Der Fuchs mit dem langen Schwanz und dem listigen Gesicht.

Ganz von weitem sah Heinrich ein großes und ein kleines Reh. Schnell wie der Wind flüchteten sie davon. So verging die Nacht, und vom Osten her graute der Morgen durch den Wald.

Hirsch Heinrich war einsam und hungrig. Da machte er sich auf, in die Nähe der Menschen zu kommen; denn da ist Futter..."


Donnerstag, 24 Dezember, Heiligabend

Bild: Helmut Rudolph, Der Adventsdom, Wartburg Verlag Max Kessler, Jena, 1974

Der Kalender hat fünf zusätzliche Türen: nochmals für die vier Adventssonntage ( hier verbergen sich Adventskränze mit der jeweils passenden Zahl angezündeter Kerzen) und den Heiligen Abend. Hinter der Tür mit der Zahl 24 befindet sich ein Christbaum, die geöffnete Domtür zeigt  Maria auf der Mondsichel mit dem Christuskind im Arm. 

Christliche Adventskalender erschienen im Kirchlichen Kunstverlag C. Aurig, Dresden ( seit 1987 Kirchlicher Kunstverlag Dresden) und im 1951 gegründeten St. Benno-Verlag Leipzig in verschiedenen Formen, oft als Bastelkalender. Von 1982 bis 1989 gab der Oberlausitzer Kunstverlag acht Kalender heraus (seit 1973 bei der VOB Union, dem Verlag der CDU).

Im 1946 gegründeten, christlich geprägten Wartburg Verlag Max Kessler in Jena erschienen von 1951 bis 1993 Adventskalender mit einer jährlichen Auflage von etwa 25 000 Stück. Von den hier beteiligten Künstlern gestaltete der in Freiburg schaffende Helmut Rudolph (1906-1981) mit 26 verwirklichten Entwürfen die höchste Anzahl Adventskalender. Bis 1988 Privatverlag, übernahm die evangelische Kirche diesen als "Verlegerische Arbeitsstelle der Ev. Luth. Kirche in Thüringen". Seit 1993 hat der "Wartburg Verlag Weimar" seinen Firmensitz in unserer Stadt. Ab 2002 sind einige Reprints der unverkennbaren Rudolph-Kalender erschienen, die immer das Wort "Advent" im Titel tragen.


Wir wünschen unseren Besucherinnen und Besuchern, allen Mitarbeitenden und Museumsfreunden eine schöne Weihnachtszeit, viel Gesundheit sowie alles Gute für das neue Jahr!

Ein Adventskalender für Weimar

Bild: Juliane Hackbeil, Adventskalender für Weimar, 2018, Bildausschnitt

Die in Weimar geborene Künstlerin gestaltete ihn für die Ausstellung "Auf dem Weg zur Weihnacht" im Stadtmuseum Weimar im Dezember 2018. In der Sonderausstellung waren die Adventskalender aus unserer Sammlung sowie in einer zusätzlichen Kabinettausstellung die überlieferten Familienkalender unserer Weimarer Praktikantin Gesine zu sehen.

Der Kalender ist zur Ausstellung "Winterzeit - Geschichtenzeit. Märchenhaftes aus den Sammlungen des Stadtmuseums Weimar" ab November 2021 wieder im Bertuchhaus erhältlich.

In der Ausstellung werden auch unsere historischen Märchen-Adventskalender präsentiert. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

(Eng.)


 

April und Mai 2020

Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher,

während der Schließzeit unseres Museums möchten wir Ihnen und Ihren Kindern hier interessante Objekte aus unserer Sammlung sowie Gedichte und Rätsel aus historischen Kinder- und Schulbüchern vorstellen. Jeden Tag gibt  es etwas Neues, viel Vergnügen! 


Montag, 06.04.2020

Schulheft von Anna Auguste Merker aus dem Jahre 1848, die Abbildung zeigt die Rückseite mit dem Spruch:

"Dein Lehrer sieht dich immer gern; Drum bleibe ohne Noth nicht fern".

Auf der Vorderseite des als "Schreibe-Buch" genutzten Heftes ist die am 3. September 1825 eingeweihte Bürgerschule zu sehen (heute Musikschule "Johann Nepomuk Hummel", gleich neben dem Stadtmuseum, entworfen von Clemens Wenzeslaus Coudray). Der erste städtische Volksschulbau Weimars bedeutete eine wesentliche Verbesserung der Schulverhältnisse für etwa 600 Kinder, die hier in räumlich getrennten Mädchen- und Jungenklassen Unterricht erhielten. Das Schulheft wurde unserem Museum im Jahre 1957 von einer Weimarer Bürgerin geschenkt.


Dienstag, 07.04.2020

Heute noch die Abbildung der Vorderseite unseres Schulheftes von 1848 und der Auszug eines  Gedichtes von James Krüss (1926-1997):

Der Sperling und die Schulhofkinder:

Ein Sperling, der von ungefähr

zu  einem Schulhof kam,

erstaunte über das, was er

auf diesem Hof vernahm.

 

Ein Mädchen sprach zu Meiers Franz:

"Du alter Esel du!"

Da sprach der Franz: "Du dumme Gans

bist eine blöde Kuh!"

 

Zum Peter sprach Beate nun:

"Du Affe, geh hier weg!"

Da rief der Peter: "Dummes Huhn,

ich weiche nicht vom Fleck!"

 

Der Sperling meint, er hört nicht recht.

Es tönte allenthalb:

"Du Schaf! Du Floh! Du Hecht!

Du Hund! Du Schwein! Du Kalb!"

 

Der kleine Sperling staunte sehr. 

Er sprach: "Es schien mir so,

als ob ich auf dem Schulhof wär;

doch bin ich wohl im Zoo!


Mittwoch, 08.04.2020

Das Foto zeigt unsere Kollegin Uta Junglas beim Einrichten des Spielzeugmagazins. Unser Museum hat etwa 100 000 historische Objekte der unterschiedlichsten Bereiche gesammelt. In der ständigen Ausstellung kann nur ein kleiner Teil der Originale ausgestellt werden. Die wichtigste Aufgabe des Museums ist aber das Sammeln undBewahren der wertvollen Sachzeugen unserer Geschichte. Viele der interessanten, schönen und lehrreichen Gegenstände zeigen wir Euch in Sonderausstellungen, die zeitlich begrenzt sind. Die nächste Ausstellung mit historischem Spielzeug wird im nächsten Jahr zu sehen sein. Einige der Spielsachen stellen wir Euch aber auch noch hier auf dieser Seite vor.


Donnerstag, 09.04.2020

Aus der Museumsbibliothek: Ein Rätsel aus dem "Großen illustrierten Spielbuch", erschienen um 1900:

Auf dem Bauernhof wohnt ein Prophet,

der, wie von ihm die Sage geht,

auf Wetterkunde sich versteht.

Er zeigt sich, wie ein Herr vom Stande,

in einem bunten Prachtgewande.

Trägt einen purpurroten Hut

und wandelt doch im Schnee und Sande

stets unbestiefelt, unbeschuht.

(Auflösung am Monatsende, Ihr könnt auch gern die Lösung per E-Mail senden an: barbara.engelmann@stadtweimar.de)


Samstag, 11.04.2020

 

"Was wollen wir kochen? Ein lustiges Gesellschaftsspiel"

Hersteller: Luxus-Papierfabrik Berlin, um 1910

Die Spielanleitung weist gleich zu Anfang darauf hin, dass "dieses neue, interessante und zugleich lehrreiche Spiel in erster Linie für Mädchen bestimmt" sein soll. Es können bis zu 15 Personen teilnehmen. Die Spielkarten beschreiben Gerichte vom Napfkuchen über Wiener Schnitzel bis zur Götterspeise.

Abgebildet ist hier die Spielkarte "Hasenbraten". Dazu gibt es eine gr0ße Anzahl kleinerer Karten mit den jeweils benötigten Zutaten, die die Spieler ähnlich wie beim "Schwarzen Peter" zusammenstellen müssen.

Die Gewinnerin wird als Köchin ausgezeichnet, die Letzte erhält eine Suppenkaspar-Karte, die übrigen ein Zertifikat als Kochschülerin. Spiel und Spielkasten sind liebevoll im Jugendstil gestaltet und sehr aufwendig ausgestattet.

Die Berliner Firma Heymann & Schmidt wurde 1904 gegründet und produzierte u.a. Kalender, Glückwunschkarten, Plakate und Reklameartikel.


Ostersonntag, 12.04.2020

 

Postkarte "Fröhliche Ostern"

Poststempel am 30.03.1904 in Frankfurt/Main, bereits am 31.03.1904 in  Niederzimmern nochmals gestempelt, Empfängerin: Fräulein Klara Holzhäuser

Aus der Museumsbibliothek: Ein Ostergedicht mit dem langen Titel "Wie das Häschen mit dem Näschen und weißen Röckchen und rotenSöckchen am Pfötchen im Nestchen sitzt und endlich davonläuft" (Auszug) aus dem Buch "Der Kinder Lust", Leipzig 1881:

Lasst uns schauen, was im Nest

liegt so kugelrund und fest:

Eier, blau und grün und scheckig.

Eier, rot und gelb und fleckig.

Nächste Ostern bringt die Mutter

wieder dir ein gutes Futter,

das du möchtest unsertwegen

wieder so viel Eier legen.


Ostermontag, 13.04.2020

Ausschneidebogen "Osterzeit"

Bilderbuch-Verlag Otto Moravec, Wien

undatiert, vermutlich 1960er Jahre

Der noch heute bestehende Bilderbuch-Verlag wurde 1951 in Wien gegründet. Bekannt ist er für seine Kinderbücher mit Ringbindung, die der Firmengründer Ottokar Moravec erfunden hatte.

In der Spielzeugsammlung des Stadtmuseums befinden sich sehr unterschiedliche Bilderbogen, die ältesten stammen schon aus dem 19. Jahrhundert. Dieses preiswerte Spielzeug konnten sich auch ärmere Kinder leisten, da die Herstellung in großen Stückzahlen möglich war. Berühmt sind zum Beispiel die Neuruppiner Bilderbogen. 


Dienstag, 14.04.2020

Aus der Museumsbibliothek: Abbildung "Eine Spielszene aus Associationsfußball" in: Buch der Spiele, Enzyklopädie sämtlicher bekannten Spiele und Unterhaltungsweisen für alle Kreise. Herausgegeben unter Mitwirkung erfahrener Fachmänner von Alban von Hahn. Leipzig 1894.

Im Kapitel "Sportspiele" ist zu lesen: Fußball, bis vor wenigen Jahren noch alleiniges Nationalspiel Englands, hat sich in neuerer Zeit vermöge seiner vielen körper- und geistkräftigen Eigenschaften im Flug die Liebe der deutschen Jugend erobert. Und in der That ist nichts so geeignet, die Spiellust der Knaben anzufeuern und zu erhalten, wie Fußball. Durch seine Lebendigkeit, durch die Entfaltung der verschiedenartigsten Körper-, Charakter- und Geisteseigenschaften, durch seine immer abwechselnde Szenerie, die jeden Spieler bis zum Schluss antreibt und begeistert, hat sich Fußball nicht zu Unrecht schon den Namen des Königs aller Bewegungsspiele erworben".

Nach Erläuterung der Regeln und der Spielplatzbedingungen wird ausdrücklich vermerkt: "Jedes Beinstellen, Schlagen, Stoßen, Benutzen der Hände und und Arme zum Halten oder Wegdrängen eines Gegners, überhaupt jedes Rohspielen ist verboten".

Zum Abschluss steht die Empfehlung: "Die Kleidung sei trotz etwaiger kalter Witterung so leicht als möglich, wollenes Tricot, weite Kniehosen und starksohlige Schnürstiefel genügen. Man spiele nicht bei über 15 Grad Wärme. Überhaupt hüte man sich nach dem Spielen vor rascher Abkühlung."


Mittwoch, 15.04.2020

Frage:

Wo befindet sich diese schöne Brücke in Weimar, und wie nennt man sie?

Das Bild hat Johannes (7) vor zwei Jahren gezeichnet, in der Kunsthalle "Harry Graf Kessler" am Goetheplatz. Hier werden zeitlich begrenzte Kunstausstellungen gezeigt, zu sehen war auch ein Ölgemälde der gesuchten Brücke. Die Kinder haben in einer Veranstaltung der Museumsnacht Zeichnungen nach den ausgestellten Kunstwerken angefertigt, dieses Bild hat uns besonders gefallen.

Die schöne Steinbrücke ist die älteste erhaltene Brücke Weimars. Sie entstand beim Wiederaufbau des Schlosses (ab 1651, das Schloss war im Jahre 1618 abgebrannt).

(Auflösung am Monatsende, Ihr könnt auch gern die Lösung per E-Mail senden an: barbara.engelmann@stadtweimar.de)


Donnerstag, 16.04.2020

 Aus der Museumsbibliothek: "Der Kinder Lust", Leipzig 1881

Stille Musik:

"Eines der Kinder ist Musikdirektor, die anderen sind die Musikanten. Was der Direktor vorspielt, müssen die anderen lautlos nachmachen und dürfen ja nicht dabei lachen. Es wird Violine, Flöte, Klarinette, Trompete, Baßgeige usw. gespielt und in Gebärden dargestellt, wie es dem Direktor gefällt. Dabei schneidet nun der Direktor Gesichter; und wer sich zum Lachen bringen lässt, muss ein Pfand geben und es später wieder einlösen."

Viel Spaß beim Nachspielen!


Freitag, 17.04.2020

Heute stellen wir Euch einen Märchen-Ausschneidebogen aus den 1950er  Jahren vor:

"Hänsel und Gretel", Herausgeber: Karl Putz, Geislingen

Diesen Bogen haben wir in unserer Veranstaltung "Herstellen von Papierspielzeug nach historischen Vorlagen" schon mit Kindern ausprobiert. Es entsteht ein hübsches, dreidimensionales Knusperhäuschen mit ganz traditionellen Aufstellfiguren nach dem Märchen der Brüder Grimm. Morgen zeigen wir Euch einen Bogen, der das Märchen ganz anders interpretiert.


Samstag, 18.04.2020

Ausschneidebogen "Die gute Kräuterhexe"

Verlag Junge Welt, Berlin, DDR, 1989, Druckerei Fortschritt Erfurt

Auf der Rückseite ist folgender Text abgedruckt:

Liebe Kinder! Es waren einmal zwei arme Kinder, die hießen Hänsel und Gretel. So beginnt dieses Märchen. Ihr kennt es alle. Zum Schluss wird die Hexe verbrannt. Findet Ihr nicht, dass das sehr grausam ist? Wisst Ihr auch, dass es vor drei- bis vierhundet Jahren manche alte Frau gab, die die Pflanzen in Wald und Feld gut kannte, Tees, heilkräftige Salben daraus herstellte und damit armen Leuten half, wenn sie keine teure Medizin bezahlen konnten? Neidische Menschen bezeichneten sie als Hexen und zeigten sie bei der Obrigkeit an.

Unsere Kräuterhexe ist solch eine heilkundige Frau. Sie hat Hänsel und Gretel, die sich im Wald verirrt haben, bei sich aufgenommen und lehrt sie, die Pflanzen zu erkennen. Sie erfahren, gegen welche Leiden Löwenzahn und Kamille helfen, welchen Krankheiten man durch Tees von Hagebutten, Holunder, Tränke von Ackerschachtelhalm oder Schafgarbe vorbeugen kann. Wer von Euch weiß das schon?

(Bitte bei: barbara.engelmann@stadtweimar.de melden, wenn Ihr einen Scan des Bogens zum Selbstausdrucken und Basteln haben möchtet.)


Sonntag, 19.04.2020

 

Heute wieder ein Rätsel, diesmal aus dem alten Kinderbuch von 1881, das vielleicht schon die Urgroßeltern Eurer Großeltern gelöst haben:

 

Federn hats und fliegt doch nicht.

Beine hats und läuft doch nicht;

in der Ecke steht es still,

Ruhe schaffen ist sein Will',

aber nicht die seine,

sondern nur die Deine.

Was ist's, das ich meine?

(Auflösung am Monatsende, wie immer könnt Ihr gern die Lösung senden an: barbara.engelmann@stadtweimar.de)


Montag, 20.04.2020

Anker-Steinbaukasten, "F. AD. Richter & Cie., Rudolstadt, Olden, Rotterdam", um 1905

Die Idee der Bausteine aus Quarzsand, Schlämmkreide und Leinöl stammt von den berühmten Brüdern Otto und Gustav Lilienthal, von denen sie der Unternehmer Friedrich Adolf Richter (1847-1910) erwarb. Später ergab sich ein langwieriger Patentstreit. 

Seit 1882 wurden die Baukästen in Richters Rudolstädter Fabrik hergestellt, ab 1895 mit der Bildmarke des Ankers gekennzeichnet. Die drei Farben der Steine entsprachen den Baumaterialien Ziegelstein, Sandstein und Schiefer. Künstler und Architekten entwickelten die Pläne und Bauvorlagen, es entstand ein komplexes System von Grund- und Ergänzungskästen. Die Anker-Steinbaukästen gewannen internationale Preise und fanden Kundschaft in aller Welt; es gab weitere Niederlassungen, beispielsweise in Wien.

In der DDR wurde das Unternehmen 1953 in den "VEB Anker-Steinbaukasten" überführt (VEB: Volkseigener Betrieb), 1963 endete die Produktion. Die Wiederaufnahme in Rudolstadt erfolgte 1995 durch die "Anker Steinbaukasten GmbH".

Anker- Steinbaukästen gelten als Klassiker hochwertigen Kinderspielzeugs. In der Spielzeugsammlung des Stadtmuseums befinden sich weitere Exemplare.


Dienstag, 21.04.2020

Vaterländisches Lesebuch, Verlag Hermann Böhlau Weimar, 9. Auflage, 1866

Das kleinformatige (17,5 x 12 cm), nur einen Zentimeter starke Büchlein wurde nach der ersten Abbildung auf Seite 1 auch "Fischbuch" genannt. Sein Herausgeber Hermann Francke war Lehrer am Sophienstift in Weimar. Das Lesebuch enthält einfach gehaltene Zeichnungen, Lese- und Schreibübungen, das Alphabet in der Druckschrift (Fraktur) und deutschen Schreibschrift des 19. Jahrhunderts, eine Veranschaulichung der Zahlen, Lieder sowie Denk- und Bibelsprüche.

Aus dem Lesetext "Die Schule": "Dawird nicht gespielt, nicht gebacken, nicht gebraut. Da sollt ihr lernen, was ihr noch nicht könnt: lesen, schreiben, rechnen. Höret ja recht aufmerksam zu, gafft nicht umher, plaudert nicht! Ein guter Schüler stört seine Mitschüler nicht, beschmutzt auch Pulte und Bänke niemals. Alle Tage müsst ihr etwas Gutes und Nützliches lernen, und jedes Mal verständiger und besser aus der Schule gehen, als ihr hinein gegangen seid."

In der Museumsbibliothek befinden sich weitere Ausgaben des "Franckeschen Lesebuchs", das jüngste hier vorhandene Exemplar ist als 41. Auflage aus dem Jahre 1916 gekennzeichnet.


Mittwoch, 22.04.2020

Heute ein Rätsel aus dem "Vaterländischen Lesebuch" von 1866:

 

Wenn der Frühling kehret wieder

kehr auch ich ins Land zurück

Singen dann die Vögel Lieder

sing auch ich ein Meisterstück.

 

Und ich muss dann immer wandern

ohne Nest und heimatlos.

Doch es zieh'n mir gern die Andern

meine eignen Kinder groß.

 

Könnt ich lesen nun und schreiben,

schrieb ich meinen Namen noch.

Aber nein, ich lass es bleiben:

Mein Gesang verrät mich doch!

 

Wie wird der gesuchte Vogel genannt? Auflösung erfolgt am Monatsende, gern könnt Ihr die Lösung per E-Mail senden an: barbara.engelmann@stadtweimar.de!


Donnerstag, 23.04.2020

Freitag, 24.04.2020

Samstag, 25.04.2020

"Mecki und Micki", Firma Steiff, 1950er Jahre

(Zustand: bespielt, die Originalkleidung wurde durch die grünen Stoffteile als spätere Zugaben ergänzt)

Die Mitte des vorigen Jahrhunderts sehr populären Igelfiguren gehen letztendlich auf das Märchen vom Wettlauf zwischen Hase und Igel zurück (1840 erstmals auf plattdeutsch von Wilhelm Schröder im "Hannoverschen Volksblatt" veröffentlicht, 1843 in die Märchensammlungen der Brüder Grimm und 1845 als Nacherzählung in Ludwig Bechsteins "Märchenbuch" aufgenommen); ebenso auf die 1938/39 entstandene Umsetzung des Märchens als Puppenfilm der Brüder Paul, Ferdinand und Hermann Diehl. Zu dem beliebten Film erschienen auch Postkarten.

Unter dem Namen "Mecki" wurde der Igel ab 1949 zum Maskottchen der 1946 gegründeten Zeitschrift "HÖRZU". Ein Urheberstreit mit Ferdinand Diehl endete in einem Vergleich, danach vergab dieser unterschiedliche Verwertungsrechte. Die "HÖRZU" konnte die Figur für Comics und Bilderbücher verwenden. Ferdinand Diehl realisierte ab 1951 Puppentrickfilme und gab weitere Postkarten heraus.

Die Lizenz zur Herstellung von "Mecki"-Puppen erhielt die weltbekannte Firma Steiff in Giengen an der Brenz, seit 1951 wurden sie produziert und bald durch die Igelfrau "Micki" und Kinderfiguren ergänzt.


Sonntag, 26.04.2020

"Der Wettlauf zwischen Hase und Igel" (Auszug)

aus dem "Märchenbuch" von Ludwig Bechstein 

Als sie nun unterwegs waren, sprach der Swinegel zu seiner Frau also: "Nun pass auf, was ich dir sagen werde. Sieh, auf dem langen Acker, dort wollen wir unseren Wettlauf machen. Der Hase läuft nämlich in der einen Furche und ich in der andern, und von oben fangen wir an zu laufen. Nun hast du weiter nichts zu tun, als du stellst dich hier unten in die Furche und wenn der Hase auf der anderen Seite ankommt, so rufst du ihm entgegen:...………...

Damit waren sie bei dem Acker angelangt, der Swinegel wies seiner Frau ihren Platz an und ging nun den Acker hinauf. Als er oben ankam, war der Hase schon da. "Kann es losgehen?" sagte der Hase. "Jawohl!" erwiderte der Swinegel. "Dann man zu!" Und damit stellte sich jeder in seine Furche. Der Hase zählte "Eins, zwei, drei!" und los ging er wie ein Sturmwind den Acker hinunter. Der Swinegel aber lief nur ungefähr drei Schritte, dann duckte er sich in der Furche nieder und blieb ruhig sitzen.

Als nun der Hase in vollem Laufe unten ankam, rief ihm dem Swinegel seine Frau entgegen:...…….

Der Hase stutzte und verwunderte sich nicht wenig. Er meinte nicht anders, es wäre der Swinegel selbst, der ihm das zurufe, denn bekanntlich sieht dem Swinegel seine Frau geradeso aus wie ihr Mann.

Der Wettlauf wird noch vierundsiebzigmal wiederholt, oben ruft der Igel und unten ruft die Frau...

Frage: Was rufen der Igel und seine Frau?

(Auflösung am Monatsende)


Montag, 27.04.2020

Heute wieder ein Spiel für drinnen, aus dem Buch "Der Kinder Lust" von 1881:

 

Der Obstmarkt:

Die Kinder setzen sich um einen Tisch. Eines, welches das Spiel leitet, fragt nun die andern nach der Reihe: "Welches Obst willst du auf dem Markte verkaufen?"

Da nennt das eine: "Kirschen", das andere "Äpfel" oder "Pflaumen". Jedes muss aufpassen, was sein Nachbar zu verkaufen hat.

Wenn alle gewählt haben, so fängt das erste an und sagt zum Beispiel: "Kirschen, Kirschen hab ich feil, mein Nachbar hat Äpfel feil." Darauf fährt das folgende Kind gleich fort: "Äpfel, Äpfel hab ich feil. Mein Nachbar hat Birnen feil."

So geht es die ganze Reihe herum. Wer nicht anfangen kann oder nicht mehr weiß, was der Nachbar feil hat (zu verkaufen hat), muß ein Pfand geben.


Dienstag, 28.04.2020

Puppenwagen, 1950er Jahre

(keine Firmenbezeichnung, Maße ohne Schiebegriff: Länge 64 cm, Breite 36 cm, Höhe 60 cm)

Der Puppenwagen ist eine Schenkung aus Weimarer Familienbesitz. Seine Grundfläche besteht aus Holz, das Flechtwerk aus Kunststoff; Gestell und Räder aus Metall, Plaste und Hartgummi. Eine Abfederung wird mittels Lederriemen erreicht. Innen ist das abnehmbare Verdeck mit geblümtem Baumwollstoff verkleidet, Matratze und Kissen sind noch die ursprüngliche Ausstattung. 

Der Puppenwagen ist das verkleinerte Abbild eines in dieser Zeit beliebten Kinderwagentyps. Die eigentliche Geschichte des Kinderwagens (für den Außengebrauch) beginnt um die Mitte des 19. Jahrhunderts (eine der Voraussetzungen war wohl auch das Vorhandensein geeigneter Straßen und Bürgersteige). 1853 wurde in England ein "Perambulator" genannter Kinderwagen patentiert, der jedoch eher dem heutigen Kinder-Sportwagen entsprach. 

Bereits um 1850 finden sich Hinweise darauf, dass der Stellmacher Ernst Albert Naether in Zeitz Ziehwagen für Kinder herstellte. In der Folgezeit entwickelte sich Zeitz zum bedeutendsten Zentrum der Kinderwagenherstellung in Deutschland. 

Auf den Zeitzer Unternehmen basierte der bekannte VEB "Zekiwa" (Volkseigener Betrieb), in dem in der DDR-Zeit bis zu 450.000 Kinderwagen und 150.000 Puppenwagen jährlich produziert wurden. 

Vorgänger des Kinderwagens war der Stubenwagen, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England aufkam und allmählich die Wiege ersetzte. An ihm orientierten sich zunächst die Puppenwagen, später entsprachen sie den Kinderwagenmodellen. Oft entstanden diese auch in den Kinderwagenfabriken.


Mittwoch, 29.04.2020

Vor zwei Wochen, am Mittwoch, dem 15.04.2020, haben wir Euch eine Kinderzeichnung vorgestellt, verbunden mit der Frage, wo in Weimar sich die dargestellte Brücke befindet und wie sie genannt wird. Habt Ihr es  herausbekommen? Heute zeigen wir Euch das Gemälde, das Johannes (7 Jahre alt) bei seiner Zeichnung vor Augen hatte.

Es wurde im Jahre 1892 vom Landschaftsmaler Friedrich Albert Schmidt (1846-1916) geschaffen. Er lebte 30 Jahre in Weimar und malte mit Vorliebe im Park an der Ilm. Es ist die Sternbrücke, früher wurde sie auch Schlossbrücke genannt.


Donnerstag, 30.04.2020

 Auflösung

der Rätsel und Fragen im April:

 

Do, 09.04.: Hahn

So, 19.04.: Bett

Mi, 22.04.: Kuckuck

So, 26.04.: "Ich bin schon da!"

 

Ein neues Rätsel, diesmal aus dem Buch:

"Anthologie für die Kinderstube", Stuttgart, um 1860

 

Sehet doch, wie schön bin ich

alle Leute rühmen mich.

Auf der Erde weit und breit

trägt kein Vogel so ein Kleid.

Alles bunt: hier gelb und braun

dort ist helles grün zu schau'n

und daneben weiß und blau -

Seht nur her, ich bin der...

(Auflösung am Internationalen Museumstag, Sonntag, 17.05.2020)


  Freitag, 01.05.2020

Käthe-Kruse-Puppe, Typ IX, um 1955

Die bekannte Puppengestalterin Käthe Kruse (1883-1968) wirkte von 1912 bis 1949/50 im unweit Weimars gelegenen Bad Kösen, danach wurde die Produktion in Donauwörth weitergeführt. In Bad Kösen stellte noch bis Mitte der 1960er Jahre ein volkseigener Betrieb Puppen nach dem Vorbild Käthe Kruses her. Sie entwickelte verschiedene Puppentypen, die bis heute begehrt und bewundert blieben.

Die Puppe IX, bezeichnet auch als "kleines deutsches Kind", misst 35 cm und wurde in unterschiedlichen Ausführungen von 1929 bis in die Gegenwart produziert; in den 1950er Jahren sowohl in Bad Kösen als auch in Donauwörth mit Köpfen aus Kunststoff.

Unsere Puppe hat einen Drehkopf mit Echthaarperücke und trägt ein handgenähtes Kleid, ihr mit Ölfarbe gemaltes Gesicht zeigt braune Augen mit Lichtpunkten und einen runden Mund. Die Beine sind mittels Scheibengelenk beweglich, die Arme locker angenäht.

Das Besondere ist eine offensichtlich professionell ausgeführte, jedoch nicht ganz geglückte Reparatur der Arme, deren Farbe auch deutlich vom übrigen Stoffbezug des Körpers abweicht - was der bezaubernden Ausstrahlung des sonst sehr gut erhaltenen Puppenkindes nicht im geringsten schadet. Die Puppe weist keine Firmenkennzeichnung auf. Sie ist ein Geschenk der Puppensammlerin und Museumsfreundin Ruth Grigutsch aus Weimar.


Samstag, 02.05.2020

Aus der Museumsbibliothek:

Illustration und Text zum ersten Schultag, um 1850

"Herr Lehrer, hier bring ich den Knaben

der gern was Rechtes lernen will

der fleißig seyn und sitzen still

damit wir Freude an ihm haben."

 

aus: "Das Kind von der Wiege bis zur Schule", Radierung von Justus Schneider, Text von Wilhelm Hey, Verlag Friedrich und Andreas Perthes, Hamburg und Gotha


Sonntag, 03.05.2020

Heute ein nicht ganz so braver Schüler:

Wilhelm Busch (1832-1908)

Als ich ein kleiner Bube war

Als ich ein kleiner Bube war

war ich ein kleiner Lump;

Zigarren raucht' ich heimlich schon

Trank auch schon Bier auf Pump.

 

Zur Hose hing das Hemd heraus,

die Stiefel lief ich krumm

und statt zur Schule hinzugeh'n

strich ich im Wald herum.

 

Wie hab ich's doch seit jener Zeit

so herrlich weit gebracht! - 

Die Zeit hat aus dem kleinen Lump

n' großen Lump gemacht! 


Montag, 04.05.2020

Michaux-Fahrrad, um 1868

Nach der Erfindung des Laufrades von Drais im Jahre 1817 sollten noch fast 50 Jahre vergehen, bis es die Franzosen Pierre Michaux und Pierre Lallement, wohl unabhängig voneinander, um eine wichtige Neuerung bereicherten. 

Sie brachten am Vorderrad eine Tretkurbel an, so dass der "Pedaleur" beide Füße vom Boden abheben und sich fahrend vorwärtsbewegen konnte. Ein Traum der Menschheit war damit wahr geworden.

Nachdem Michaux 1861 noch 2 Fahrräder hergestellt hatte, waren es im Jahre 1865 bereits 400. Auch in Deutschland erwachte schnell das Interesse an der Neuigkeit aus Frankreich, die 1867 auf der Weltausstellung in Paris vorgestellt worden war.

So wurden zwischen 1868 und 1870 an verschiedenen Orten in Deutschland die neuen "Michaulinen" hergestellt, das Fahrrad des Stadtmuseums beispielsweise in Dresden. (Text: Andreas Hoffmann, Praktikant)


Dienstag, 05.05.2020

Wieder ein Spiel für drinnen, aus dem Buch

"Der Kinder Lust", Leipzig 1881

Alle Vögel fliegen

Die Kinder sitzen um den Tisch und haben den Zeigefinger beider Hände auf den Tisch gelegt, während die übrigen Finger sich geschlossen unter demselben befinden.

Eines der Kinder ist der Leiter des Spiels. Dieser ruft: "Alles, was Federn hat, fliegt in die Höh'?" Dabei hebt er mit ausgestrecktem Zeigefinger beide Hände und Arme in die Höhe. Ebenso machen es alle anderen Kinder.

Darauf ruft der Leiter des Spiels wieder: "Tauben fliegen!" - "Adler fliegen!" usw. und hebt dabei immer dieArme in die Höhe. Ebenso die anderen Kinder, wenn ein Vogel gerufen wird.

Nun muss aber der Leiter des Spiels die anderen irre zu führen suchen und dazwischen auch einmal rufen: "Ochsen fliegen!" - oder: "Hunde fliegen!". In diesem Falle darf wohl der Leiter des Spiels die Arme heben; wenn es ihm aber eines der anderen Kinder nachmacht, muss es ein Pfand geben.


Mittwoch, 06.05.2020

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

 Zinnfiguren

Die Zinnfiguren sind

Verbindung zwischen Kunst und Kind.

Sie schildern alle Zeiten.

Da schreiten, steh'n und reiten

klein-märchenbunt aus jedem Land:

Indianer, Ritter, Sachsen,

und was der Schöpfer sonst erfand.

Auch Bäume, schön gewachsen,

auch Häuser, Schiffe, Eisenbahn

Flugzeuge, Autos, Pelikan.

Wie jedes andere Getier;

Kurz: Allerlei und Jederlei

ist hier -

studiert nach Farbe, Form und Sinn -

schön ausgeprägt in Zinn.

Mitunter ist das Zinn aus Blei.

Sinnvoll, mit Liebe aufgestellt,

zeigt das im Kleinen große Welt.

Wenn das uns Alten noch gefällt,

will das für mich bedeuten:

Die Zinnfiguren sind

Verbindung zwischen Kunst und Kind

und uns, den alten Leuten.


Donnerstag, 07.05.2020

"Die Fabrikation blieb immer dieselbe: Die Negativform für beide Seiten wurde aus Schiefer geschnitten und graviert, genau aufeinander gepasst und dann die Höhlung mit dem flüssigen Zinn ausgegossen." (Karl Gröber, Kinderspielzeug aus alter Zeit, Berlin 1927, Museumsbibliothek)

 

Zinnfiguren sind bereits seit dem Mittelalter in Europa bekannt. Allerdings wurden sie zunächst ab dem 12. Jahrhundert als religiöse Symbole und Abzeichen verwendet. Im 18. Jahrhundert gab es flache Zinnfiguren bereits als Kinderspielzeug, vorrangig in Adelshäusern.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich aus kleinen Zinnfigurenoffizinen in Deutschland regelrechte Manufakturen, nach 1850 sogar einige Zinnfigurenfabriken, die flache Zinnfiguren in großen Mengen herstellen und damit auch dem Bürgertum weltweit als Spielzeug verkaufen konnten.

Vorrangig wurden zeitgenössische zivile und militärische, aber auch exotische Darstellungen angeboten. Mit der Kaiserzeit verlagerte sich der Schwerpunkt zum Zinnsoldaten. Fast in jeder bürgerlichen Familie waren vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum II. Weltkrieg Zinnfiguren als Spielzeug in den Kinderzimmern zu finden. (Text: Marbod Gerstenhauer, Verein der Zinnfigurenfreunde Weimar e.V.)


Freitag, 08.05.2020

Heute wieder ein Rätsel,

aus: "Der Kinder Lust", Leipzig 1881

 

Ich hüpf' hervor aus flinker Hand

von einer Wand zur andern Wand

und spring' bis an die Decke!

Doch hüpf' und spring' ich noch so toll

gleich lieg' ich wieder, wenn ich soll,

ganz ruhig in der Ecke.

(Auflösung am Internationalen Museumstag, Sonntag, 17.05.2020. Gern könnt Ihr wieder die Lösung senden an: barbara.engelmann@stadtweimar.de)


Samstag, 09.05.2020

Gern gesehene Gäste im Stadtmuseum:

die Puppenspieler der Thüringer Puppenspiel AG in den Herbstferien. Auf dem Foto ist eine Szene aus einem bekannten Märchen der Brüder Grimm zu sehen, gespielt vom Traditionellen Marionettentheater Dombrowsky.

Fragen: Welches Märchen ist es?

Was wünscht sich der Frosch von der Prinzessin?

Erfüllt sie diesen Wunsch?

(Auflösung am Internationalen Museumstag, Sonntag, 17.05.2020. Gern könnt ihr auch die Lösungen senden an: barbara.engelmann@stadtweimar.de)


Sonntag, 10.05.2020

Heute gleich noch ein Märchen, diesmal aus unserer Sammlung ein Papier-Ausschneidebogen der Wiener Firma Ottokar Moravec aus den 1970er Jahren.

Im Jahre 1819 wurde das Märchen "Die Bremer Stadtmusikanten" erstmals in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm veröffentlicht. Ihr erinnert Euch: Die Tiere treffen sich zufällig, eines schlägt vor, nach Bremen zu ziehen, um dort Stadtmusikanten zu werden. Auf ihrem Weg dorthin entdecken sie im Wald ein Haus:

Fragen: Wer wohnt dort und wird von der "Musik" vertrieben?

Welche Tiere gehören zu den "Bremer Stadtmusikanten"?

(Schaut Euch den Bogen gut an.)


Montag, 11.05.2020

Wieder ein Spiel für drinnen, aus dem Buch "Der Kinder Lust", Leipzig 1881:

Handwerkerspiel:

Die Kinder sitzen im Kreis auf Stühlen, und jedes ahmt ein Handwerk in Zeichen nach, ohne dabei zu sprechenoder zu lachen. Wohl aber darf man dabei das Geräusch der Beschäftigung nachmachen.

Eines näht zum Beispiel wie der Schneider, ein anderes zieht den Pechdraht wie der Schuster. In gleicher Weise wird das Schmieden, das Sägen, Weben, Hobeln usw. nachgemacht. Wer dabei lacht, gibt ein Pfand.

 

Pfänder auslösen:

Wenn nach dem Spiele die Pfänder ausgelöst werden, so nimmt das Kind, welches das Spiel geleitet hat, ein Pfand in die Hand, ohne dass die anderen Kinder gesehen haben, was es ist und wem es gehört und fragt dann eines derselben:

Was soll der thun, dem dieses Pfand gehört?

Da kann man nun zum Beispiel folgende Aufgaben geben:

- Ein böses oder freundliches Gesicht machen.

- Wie ein Hund bellen oder wie eine Katze miauen.

- Auf einem Bein stehen, bis man zwanzig gezählt hat.

- Ein Gedicht sagen oder ein Lied singen.

- Ein Rätsel aufgeben.

- Dreimal rasch hintereinander sagen: "Schnalle schnell die Schnallen an" oder "Esel essen Nessel nicht, Nesseln essen Esel nicht".

Viel Vergnügen beim Nachspielen!


Dienstag, 12.05.2020

Mittwoch, 13.05.2020

Donnerstag, 14.05.2020

Aus der Museumsbibliothek: "Stuttgarter Bilderbuch zum Anschauungsunterricht für kleine Kinder", K. Thienemanns Verlag, Stuttgart 1865

Dieses Bilderbuch stammt aus dem gleichen Verlag wie das Buch "Lustige Bilder Räthsel für Kinder". Es sollte "dauerndes Vergnügen und wirklichen Nutzen gewähren", wie es im Vorwort heißt. Es werden zum Beispiel Tiere, Spiele und Handwerke vorgestellt sowie viele Situationen des damaligen Lebens erläutert. Unser Bild zeigt die Fortbewegungsmittel der Zeit vor über 150 Jahren.

Im dazugehörigen Text ist zu lesen: "Heute soll davon die Rede sein, wie man es angreifen muß, von dem Orte, an dem man sich befindet, an einen andern, oder von einer Stadt zu einer andern zu kommen."

Frage: Welche Fortbewegungsmittel im Jahre 1865 sind auf dem Bild dargestellt?

(Auflösung am 17.05.2020, gern könnt Ihr auch die Lösungen senden an: barbara.engelmann@stadtweimar.de)


Freitag,15.05.2020

Heute wieder Märchenfragen:

 

Das gesuchte Märchen von Wilhelm Hauff erschien im "Märchen-Almanach auf das Jahr 1827 für  Söhne und Töchter gebildeter Stände".

Auf dem Foto ist es als Puppenspiel des Ateliertheaters Erfurt zur Museumsnacht bei uns im Museum zu sehen. Ihr seht die Hauptperson, nach der das Märchen auch benannt ist. Durch ein bestimmtes Kraut, das die Gans Mimi für ihn sucht, erhält Jakob seine ursprüngliche Gestalt zurück....

Welches Märchen suchen wir?

Wie heißt das Kraut?

Erhält auch die verzauberte Gans ihre eigentliche Gestalt zurück?

(Auflösung übermorgen)


Samstag, 16.05.2020

In unserer Dauerausstellung erwartet Euch ein Märchen-Suchspiel (klickt doch auch einmal auf die Seite "Kindertheater und Märchenspiel"): Hier könnt Ihr testen, welche Märchen Ihr erkennt. Das Foto zeigt einen Adventskalender aus unserer Sammlung. Es ist einer der frühesten Füllkalender, die in der DDR hergestellt wurden, um 1960 von der Firma Nestler in Wiesa (Erzgebirge). 

Nennt die dargestellten Märchen und Geschichten!

(Auflösung morgen)


Sonntag, 17.05.2020 (Internationaler Museumstag)

Lösungen der Fragen und Rätsel:

Donnerstag, 30.04.: Pfau

Freitag, 08.05.: Ball

Samstag, 09.05.: "Der Froschkönig"; einen Kuss für die goldene Kugel; nein: der Frosch muss ihr ins Schloss hinterherhüpfen

Sonntag, 10.05.: Räuber;Esel, Hund, Katze, Hahn

Dienstag, 12.05.: "Viele Köche versalzen den Brei"; "Morgenstund hat Gold im Mund"

Mittwoch, 13.05.: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr"; "Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht"; "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm"; "Das Huhn will oft klüger sein, als die Henne"

Donnerstag, 14.05.: zu Fuß: Kinder-Ziehwagen und Lastenkarren, zu Pferd; Postkutsche, Segelschiff, Dampfschiff, Ballon und Eisenbahn

Freitag, 15.05.2020: "Zwerg Nase", "Niesmitlust", die Gans wird wieder eine Frau

Samstag, 16.05.2020: der Däumling (mit Siebenmeilenstiefeln), Baron Münchhausen, Hänsel und Gretel, Schneewittchen, Hans im Glück, Rotkäppchen, Frau Holle, Hase und Igel, der gestiefelte Kater 


 

 

Ein neues Rätsel:

 

Es kann sich drehen, aber nicht laufen.

Es steht gewöhnlich auf grünem Hügel.

Es ist kein Vogel und hat doch Flügel.

Auf welchen Namen willst du es taufen?

 

(Aus: Anthologie für die Kinderstube, Stuttgart, um 1860)

Auflösung am Monatsende, gern könnt Ihr auch die Lösung senden an: barbara.engelmann@stadtweimar.de


Montag, 18.05.2020

Joachim Ringelnatz (1883-1934)

Seid ihr alle da?

 

Seid ihr alle da?

Ja??

Dann schreit einmal Hurra.

Denn, geliebte Kinder

Ich bin der Kasperle und wieder da.

Bin vergnügt, seid ihr es auch.

Lacht ein Loch euch in den Bauch.

Aber gebt dabei recht acht

Dass ihr nicht danebenlacht.

 

Wer hier stört und wer nicht gut

Aufpasst, kriegt eins auf den Hut.

(Foto: Falk Pieter Ulke in der Puppentheaterausstellung 2012)


Dienstag, 19.05.2020

Heute ein Spiel für drinnen und draußen:

Katze und Maus

Die Kinder bilden einen Kreis; ein Kind, das Mäuschen, befindet sich innerhalb; ein anderes, die Katze, außerhalb desselben. Die Kinder singen:

"Mäuschen, lass dich nicht erwischen,

spring auf Bänken und auf Tischen,

husch, Mäuschen, husch!"

Während dessen sucht die Katze unter den Armen der Kinder in den Kreis einzudringen und das Mäuschen zu erhaschen. Die Kinder aber halten die Hände nieder und lassen die Katze nicht ein. Gelingt es dennoch, so wird das Mäuschen schnell aus dem Kreise gelassen, der Katze aber der Ausgang gehindert. Dies geht so lange fort, bis das Mäuschen gefangen wird.

(Aus: "Der Kinder Lust", Leipzig 1881)

Viel Spaß beim Nachspielen!


Mittwoch, 20.05.2020

Eine Abbildung aus dem "Stuttgarter Bilderbuch für kleine Kinder", 1865 (Museumsbibliothek)

Dieses alte Kinderspiel kennt Ihr sicher auch noch, oder?

Wie nennt man es und wie wird es gespielt?

(Erklärung in einer Woche


Donnerstag, 21.05.2020

Heute sind wieder alte Sprichwörter zu erraten! Eine Hilfe ist vielleicht das ABC im Schulbuch aus dem 19. Jahrhundert, schaut weiter oben, am Donnerstag, dem 23.04.2020, nach.

(Abbildung aus: "Lustige Bilder-Räthsel", Stuttgart, um 1870, Museumsbibliothek


Freitag, 22.05.2020

Rätsel:

Ich sah ein Büblein kerngesund

mit frischen, roten Wangen

und einem Köpfchen kugelrund

hoch, hoch im Winde hangen.

 

Kopf unter - denkt euch! - hing es da

und schien vergnügt und munter

und als ich es so baumeln sah

da fiel es -  patsch!  - herunter.

 

Es fiel mir auf die Nase gar

das schien mir sehr vermessen

drum hab ich gleich mit Haut und Haar

das Bürschlein aufgegessen.

(Aus: "Der Kinder Lust", Leipzig 1881, Museumsbibliothek)

Auflösung am Monatsende!


Samstag, 23.05.2020

Aus der Museumsbibliothek: Lese-Buch für taubstumme Kinder, Stuttgart, 1834

Oben ist eine Doppelseite des Lesebuchs abgebildet, dort werden die Arbeiten in der Küche erläutert, die untere Abbildung zeigt ein Mittagessen: Im Text wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass unartige Kinder zu sehen sind! Immer wieder werden die Schüler beim Lesen der Texte ihrer Schulbücher ermahnt, brav und ordentlich zu sein... Ihr könnt auch noch einmal am 21.04. und am 02.05. nachsehen und mit unserem Weimarer Lesebuch von 1850 vergleichen! Die kleine nebenstehende Zeichnung haben wir beim Durchblättern des Lesebuchs entdeckt: da war sein Besitzer vor fast 200 Jahren wohl doch nicht so aufmerksam im Unterricht und der Lehrer hat es auch nicht bemerkt...Seinen Namen hat er aber fein säuberlich mit Feder und Tinte hineingeschrieben: Emil Nagler.

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Sonntag, 24.05.2020

Aus unserer Spielzeugsammlung:

Puppe in Originalkleidung, Biskuitporzellan, Leder, um 1885

Theodor Fontane (1819-1898)

Zum Namenstag meiner Enkelin

 

Der Bäcker bringt dir Kuchenbrot

Der Schneider einen Mantel rot

Der Kaufmann schickt dir, weiß und nett

Ein Puppenkleid, ein Puppenbett

Und schickt auch eine Schachtel rund

Mit Schäfer und mit Schäferhund

Mit Hürd' und Bäumchen paarweis je

Und mit sechs Schafen, weiß wie Schnee

Und eine Lerche, tirili

Seit Sonnenaufgang hör' ich sie

Die singt und schmettert, was sie mag

Zu meines Lieblings Namenstag.


Montag, 25.05.2020

Dienstag, 26.05.2020

 

Vor drei Jahren war bei uns im Bertuchhaus die sehr gut besuchte Sonderausstellung "Mobile Kinderwelten - Was Kinder schon immer bewegt hat" des Deutschen Fahrrad-Museums Bad Brückenau zu sehen. Dargestellt war die Geschichte des Fahrrads, das Besondere war aber, dass das sehr interessant und unterhaltsam anhand von Kinderfahrrädern geschehen ist. Die Kinder durften sehr viele Fahrzeuge ausprobieren (auf Nachbauten der Originale), besonders begehrt war dabei ein Hochrad.

Das nebenstehende Foto entstand im Atelier des Fotografen, der Junge fährt nicht wirklich, er würde gar nicht richtig an die Pedale am Vorderrad herankommen und wurde für das Foto extra herausgeputzt (damals musste man ziemlich lange stillhalten, damit die Aufnahme etwas wurde...).

Auf der Rückseite steht handschriftlich: Waldemar Fabel, 1875. Aufgenommen wurde das Foto im Atelier Flottwell, Magdeburg.

Vergleicht doch einmal dieses Kinderrad mit unserer "Michauline" von 1868, die wir Euch am 04. Mai vorgestellt haben!


Mittwoch, 27.05.2020

Vor einer Woche haben wir gefragt, wie man dieses alte Kinderspiel nennt, Ihr spielt es sicher heute auch noch!

Im "Stuttgarter Bilderbuch" von 1865 wird es so beschrieben:

Es wird zuerst ausgezählt, wer die "BLINDE KUH" sein muss. Die Kinder stellen sich in einen Kreis und eines zählt aus: 

Ene bene, dunke funke,

Rabe schnabe, Dippe dappe

Ulle belle ros

Ib ab auf, du bist draus!

Lina ist ausgezählt worden und es wird ihr ein Tuch um die Augen gebunden. Sie steht in der Mitte und die Gespielen hüpfen um sie herum. Lina spitzt die Ohren, um zu erfahren, wo eines derselben sei. Bisweilen hört sie etwas, greift zu und ergreift - nichts! Sie wird gezupft und kann den Schelm doch nicht erwischen. Jetzt wird sie ungeduldig. Mit hochaufgehobenen Beinen und vorgestreckten Armen schreitet sie einher.

Ein Knabe drückt sich an die Mauer. Er denkt: sie sieht mich ja nicht. Doch bückt er sich. Aber die "Blinde Kuh" berührt ihn mit dem Fuße, fährt zu und ergreift ihn. Er muss nun 3mal Laut geben und verstellt die Stimme möglichst dabei. Weil er aber das Lachen nicht halten kann, erkennt sie ihn und ruft: "Heinrich ist's!" Nun werden ihm die Augen verbunden und er muss "Blinde Kuh" sein.

Viel Spaß beim Nachspielen, vielleicht spielt ihr es auch einmal so wie vor 155 Jahren? Aber bitte beachten: Manche Kinder mögen es nicht, wenn man ihnen die Augen verbindet!


Donnerstag, 28.05.2020

Heute wieder ein Rätsel:

Wie heißt das Ding dort an der Wand?

Es schlägt und hat doch keine Hand,

es hängt und geht doch fort und fort

es geht und kommt doch nicht vom Ort.

(Aus: "Der Kinder Lust", Leipzig 1881, Museumsbibliothek)


Freitag, 29.05.2020

Das Stadtmuseum hat eine sehr umfangreiche Sammlung historischer Kleidung. Auf dem Foto seht Ihr 3 Damenkleider, wie sie zu Anfang des vorigen Jahrhunderts Mode waren. Um 1910 konnten die Hüte dazu nicht groß genug sein (in der Mitte des Bildes), aufgeputzt wurden sie noch zusätzlich mit Federn, Schleifen und künstlichen Blumen. Sie waren meist breiter, als die Schultern der Damen.

Was meint Ihr, wie wurde diese Hutform genannt?

a) Glockenhut

b) Wagenrad-Hut

c) Topfhut

(Auflösung morgen)


Samstag, 30.05.2020

Lösungen:

21.05.: Jedem Narren gefällt seine Narrenkappe. / Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins Maul./ Wie man sich bettet, so liegt man./ Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.

22.05.: Apfel

25.05.: Wer Andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. / Jeder Mann ist seines Glückes Schmied./ Wer den Pfennig nicht ehrt, ist den Taler nicht wert.

28.05.: Uhr

29.05.: Wagenrad-Hut

 

Gleich noch ein neues Rätsel:

Zwei Löcher hab ich

zwei Finger brauch ich

So mach ich Langes und Großes klein

und trenne, was nicht beisammen soll sein.


Sonntag, 31.05.2020

Der Esel

 

Ein junger Esel, stramm und feist

Der wollt' durchaus studieren.

Da sprach der alte Herr Papa:

"I - A, wir woll'n es mal probieren.

 

Ich bring ihn morgen zu Herrn Renz,

Der weiß es beizubringen;

Was ihm gelang bei manchem Pferd,

Wird ihm auch hier gelingen."

 

Der junge Esel übte sich

Im Springen und ander'n Sachen

Doch wenn er in den Zirkus kam

Fing alles an zu lachen.

 

Hei! Das verdross den Esel sehr,

Er lief sofort nach Hause.

Die erste Distel, die er sah,

Biss er sich ab zum Schmause.

 

Ho! riefen All', "Das Langohr da

In seinem grauen Kleide,

Es hat studiert und findet doch

An Disteln seine Freude!

 

(Aus: "Das größte und schönste Bilderbuch für das erste Jugendalter", um 1860, Museumsbibliothek)