August 2022

Musselinkleid, bestickt, um 1805

Das Kleid gehört zu den besonders schönen und wertvollen Stücken in der umfangreichen Textilsammlung, es zählt (neben den Entwürfen zum Weimarer Märzgefallenendenkmal) zu den am meisten als Leihgabe angefragten Objekten des Stadtmuseums. Der Überlieferung nach soll es am Weimarer Hof getragen worden sein. Die "Chemisen" (Hemdkleider) der klassizistischen Mode waren antiken Vorbildern nachempfunden und standen im krassen Gegensatz zur vorangegangenen, überladenenen Rokokomode mit Schnürleib und Reifrock. Allerdings war auch die neue Mode nicht frei von Übertreibungen: Je dünner und leichter der Stoff, desto eleganter war die Dame, wodurch der Begriff der "Musselinkrankheiten" geprägt wurde. Besonders Modemutige sollen unter den durchsichtigen Kleidern lediglich mit einem fleischfarbenen Trikot bekleidet gewesen sein. Im Ausstellungsbereich des Museums, der Bertuchs "Journal des Luxus und der Moden" gewidmet ist, sind ähnliche Originalkleider und Modekupfer aus der Zeit um 1800 zu sehen. Das abgebildete Kleid wird zur Zeit in der aktuellen Sonderausstellung gezeigt. (Eng.)