In der neu gestalteten Ausstellung im Neuen Museum wird der in Arendsee beheimatete Gustav Nagel (1874-1952) - wohl einer der berühmtesten Aussteiger seiner Zeit - kurz vorgestellt. Dass er als Wanderprediger auch in Weimar auftauchte, ist Anlass, einen kleinen Einblick in seine bemerkenswerte Lebens- und Wirkungsgeschichte zu geben. Beeinflusst von den Lehren des Pfarrers Sebastian Kneipp widmete er sich der Naturheilkunde und konnte sich mittels seiner neuen Lebensweise von seinen eigenen Leiden und Allergien befreien. Er wurde Vegetarier, kleidete sich so, wie sich die Menschen Jesus vorstellten, trug die Haare lang und einen Bart, lief barfuß, trug einen Talar oder nur einen Lendenschurz. Kurt Tucholsky nannte ihn "natürlicher Naturmensch von Beruf", das Volk den "Kohlrabiapostel". Seine unangepasste Lebensweise wie das Wohnen in einer Erdhöhle musste zu Konflikten führen, er wurde sogar entmündigt. Reisen führten nach Berlin, Capri, Ascona, Jerusalem, wohlgemerkt barfuß. Er heiratete dreimal, kaufte sich in Arendsee ein Grundstück und erbaute einen Paradiesgarten mit einer Tempelanlage, einem Sonnen- und Brausebad. Zum Lebensunterhalt trugen der Verkauf von Schriften, Postkarten, Naturprodukten, eigenen Dichtungen und Kompositionen bei. Nagel versuchte sich als Politiker und setzte sich für eine vereinfachte Orthographie nach Gehör ein.
Gustav Nagel ist wohl einer der berühmtesten Aussteiger seiner Zeit. Seine bemerkenswerte Lebens- und Wirkungsgeschichte und sein Aufenthalt als Wanderprediger in Weimar werden im Vortrag näher beleuchtet. Mit dokumentarischen Materialien aus ihrem Buch "gustaf nagel. Der Provokateur vom Arendsee" wird die Autorin Christine Meyer den Vortrag ergänzen.